Freitag, 10 Mai 2013
11:05
Uhr
Niemand wusste von der tödlichen Gefahr: Seit dem Zweiten Weltkrieg fuhren Schiffe über eine Ostsee-Route übersät mit Minen. Die Sprengkörper sollen nun beseitigt werden - doch die Mission birgt Risiken. Zwölf englische Grundminen aus dem Zweiten Weltkrieg sind auf der Schifffahrtsroute, die aus der Kieler Förde hinaus auf die Ostsee und zum Nord-Ostsee-Kanal führt, entdeckt worden. Die 275 bis 425 Kilogramm schweren Minen in 18 Meter Tiefe gefährden nach Einschätzung der Behörden die Sicherheit der Schifffahrt - sie sollen deshalb in den nächsten zwei bis drei Wochen entschärft und weggeschleppt werden, teilten Fachleute der Deutschen Marine, des Kampfmittelräumdienstes und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt am Mittwoch in Kiel mit. Der Routenverlauf ist vorübergehend etwas verlegt und ein Sperrgebiet eingerichtet worden.
Weltkriegs-Waffen unter einer vielbefahreren Route "Die Gefahr lässt sich vergleichen, als ob ein Bomben-Blindgänger unter einer Autobahn läge", sagte Jürgen Kroll, Abteilungsleiter des Kampfmittelräumdienstes beim Landeskriminalamt. Die Schiffsroute von und nach Kiel gehört zu den meistbefahrenen in der Ostsee - mit etwa 40.000 Schiffsbewegungen pro Jahr insgesamt. Die Minen liegen unter der Wasserstraße, die aus Kiel herausführt, etwa sechs Kilometer vom Festland entfernt nördlich des seit langem bekannten Munitionsversenkungsgebietes Kolberger Heide. Schiffe zum Nord-Ostsee-Kanal, aber auch Skandinavien-Fähren nutzen die Route. Inzwischen ist die ebenso aufwendige wie riskante Beseitigung der Grundminen, die englische Flugzeuge im Krieg abgeworfen hatten, angelaufen. Dabei arbeiten die Marine und der Kampfmittelräumdienst eng zusammen. Fünf Marinetaucher und sämtliche sechs Taucher des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holsteins sind im Einsatz. Taucher sollen an den Minen kleine Sprengladungen anbringen. Per Kabel sollen diese dann gezündet und so der Zündmechanismus von der Sprengladung der Mine getrennt werden. Dann sollen die Grundminen in das angrenzende Versenkungsgebiet Kolberger Heide geschleppt werden. Bergung oder Sprengung? "Sollten die Taucher entscheiden, dass das Befestigen einer sogenannten Schneidladung zu gefährlich ist, müssen die Grundminen gesprengt werden", erklärte Kroll. Dann müsse die Schifffahrtsroute für die Sprengungen aus Sicherheitsgründen kurzzeitig komplett gesperrt werden. Die Methode, mit einer Schneidladung eine Mine quasi zu entschärfen, sei bereits vom Kampfmittelräumdienst in Hamburg erfolgreich angewandt worden; für Schleswig-Holstein handle es sich aber um eine Premiere. Die Deutsche Marine hat mit unbemannten Unterwasserdrohnen, ausgerüstet mit modernster Sonartechnik, das erweiterte Seegebiet gescannt. Insgesamt 85 Objekte seien festgestellt worden, berichtete Fregattenkapitän Fritz Rüdiger Klocke. Taucher hätten überprüft, dass es sich aber nur bei einigen um gefährliche Munition handle. Die Beseitigung der Grundminen hat für den Kampfmittelräumdienst laut Kroll absoluten Vorrang. In der Kolberger Heide registrierte die Marine im vergangenen Jahr 4883 Objekte, davon dürften etwa 800 bis 1000 Munition sein. Das nur drei Kilometer vor dem Schönberger Strand gelegene Versenkungsgebiet bedeute aber für Schwimmer oder Freizeitkapitäne keine besondere Gefahr, betonte Kroll. Kleinere Belastungen an Sprengstoff oder Schießbaumwolle habe man stets nur nach Sprengungen direkt im Umfeld bei Messungen nachweisen können. Laut Kroll kann der Kampfmittelräumdienst wegen der begrenzten Personalausstattung immer nur die dringlichsten Aufgaben abarbeiten: "Wir hängen immer hinterher."
Inzwischen ist die ebenso aufwendige wie riskante Beseitigung der Grundminen, die englische Flugzeuge im Krieg abgeworfen hatten, angelaufen.
Quelle: http://www.n24.de/n24/Wissen/History/d/2823926/minen-bedrohen-schiffe-in-kieler-foerde.html
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